Rindergülle - Konsistenz verbessern – warum, wie, womit?
Die Güllewirtschaft hat sich im Wesentlichen aus arbeitstechnischer Sicht auf vielen tierhaltenden Betrieben etabliert und hat letztlich auch dazu beigetragen, dass nicht nur zweimal pro Jahr die landwirtschaftlichen Nutzflächen abgedüngt werden, sondern dem Nährstoffbedarf der Pflanzen angepasst zu jedem Aufwuchs der flüssige Wirtschaftsdünger ausgebracht wird.
Dabei geht es allerdings auch verstärkt darum, die Nährstoffverluste und hier insbesondere die gasförmigen Stickstoffverluste während und vor allem nach der Ausbringung so gering wie möglich zu halten. Der in der Rindergülle vom Gesamtstickstoff zu 50 Prozent enthaltene leicht lösliche Ammonium-Stickstoff soll ja den Pflanzen als Dünger zur Verfügung stehen und nicht als Ammoniak in die Luft verloren gehen. Je nach Herkunft der Gülle (Rind, Schwein, …) und Ausbringmenge (15/20/30 m3/ha) können pro Hektar im besten Fall nur 5 Kilogramm und im schlechtesten Fall 60 Kilogramm Stickstoff in Form von Ammoniak verloren gehen.
Schleppschuh und Co
Die wohl wichtigste Maßnahme über die gesamte Wirtschaftsdüngerkette, um diese Verluste so gering wie möglich zu halten und damit die Stickstoffeffizienz zu verbessern, bietet uns die bodennahe, streifenförmige Gülleausbringung. In diesem Zusammenhang wird allerdings auch das Thema „Güllewürste“ sehr intensiv diskutiert, um nicht zu sagen, die Technik dafür schlecht geredet.
Aus unseren und vielen internationalen Versuchen heraus und nicht zuletzt aus Praxiserfahrungen heraus wissen wir, dass wir uns vielmehr intensiv mit dem Thema „Güllekonsistenz“ auseinandersetzen müssen. Denn eines haben die vielfältigen Untersuchungen auf wissenschaftlicher, aber auch auf praktischer Ebene – Futteruntersuchungen im Silageprojekt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, gemeinsam mit den Landeslandwirtschaftskammern Österreichs – gezeigt, das Thema Futterverschmutzung durch Gülle (z.B. Clostridien) ist im Wesentlichen ein Thema der Breitverteilung von Gülle! Das glauben einem die LandwirtInnen nicht, konnte aber bei 9 von 10 Versuchen zum Thema bereits nachgewiesen werden.
Gülle mit Wasser verdünnen, separieren oder Zusätze verwenden?
Unabhängig von der verwendeten Technik geht es bei der Ausbringung von Gülle auf Grünland darum, möglichst gut fließfähige Gülle zu verwenden. Während Schweinegülle in der Regel kein bis nur wenig Stroh enthält und sehr gut fließfähig ist, aber damit kaum Grünland gedüngt wird, besteht Rindergülle aus einer Kombination aus Ausscheidungen der Tiere (Harn und Kot) und meist mit Stroh und Futterresten vermischt. Zudem sind in Rindergülle Schleimstoffe enthalten, die dazu neigen, auf Oberflächen festzukleben. Klassische Rindergülle hat einen Trockensubstanzgehalt von 7,5 Prozent, das entspricht einem Verdünnungsgrad mit Wasser von 1 Teil Gülle und 0,5 Teile Wasser (1:0,5). Im Frühjahr haben wir es meist mit noch „dickerer“ Gülle zu tun, weil der Lagerraum nur für die Sammlung der Ausscheidungen der Tiere (Kot, Harn, Futterreste) vorhanden ist und keine zusätzlichen Reserven eingerechnet wurden. Dann nähert sich die Rindergülle oft auch dem Wert von 10 Prozent Trockenmassegehalt.
Um die Fließfähigkeit der Rindergülle zu verbessern, gibt es mehrere Ansätze. Beispielsweise zeigt Biogasgülle bessere Fließeigenschaften, da Schleimstoffe und Faserstoffe abgebaut und zerkleinert werden. Ebenfalls können einzelne Güllezusätze die Fließfähigkeit im geringen Ausmaß verbessern. Effektive Mikroorganismen bauen auch Faserstoffe ab, ebenso konnte in früheren Versuchen nachgewiesen werden, dass Bentonit, ein Tonmineral, die Fließfähigkeit von Rindergülle etwas verbessern kann. Das sind allerdings kleinere Schrauben, an denen gedreht werden kann.
Eine wesentlich größere Wirkung auf verbesserte Fließeigenschaften der Gülle hat der Wasserzusatz und die Gülleseparierung. Die Verdünnung mit Wasser im Verhältnis von 1:1 kann jedenfalls für Betriebe empfohlen werden, die arrondierte Flächen bewirtschaften, die Gülle gegebenenfalls mit einer Verschlauchung ausbringen und genügend Oberflächenwasser (Dachwässer, Löschteich, …) zur Verfügung haben. Bei der Frühjahrsausbringung stößt diese Möglichkeit meist allerdings an ihre Grenzen. Denn für eine ganzjährige 1:1-Verdünnung braucht es auch den dafür notwendigen höheren Güllelagerraum, oder man hat sich einen Wassersammelteich errichtet, in dem die Winterniederschläge gesammelt werden, oder man hat eine andere rasch verfügbare Wasserquelle. Dann könnte in einer kleinen Vorgrube Dickgülle aus der Wintersammlung mit dem Wasser 1:1 verdünnt werden.
Zu berücksichtigen ist bei der Gülleverdünnung allerdings auch der höhere Transportaufwand. So sind bei hofnahen Flächen zwischen 2,5 und 3,5 Euro pro Kubikmeter Ausbringkosten zu kalkulieren und bei hoffernen Flächen mit 5 (10) Kilometer Feld-Hof-Entfernung zwischen 5 und 7 (8-10) Euro/Kubikmeter zu kalkulieren.
Mit Wasser verdünnte Gülle emittiert auch um 30 Prozent weniger Ammoniak im Vergleich zu Rohgülle. Damit kann der pflanzenverfügbare Stickstoffanteil in der Gülle besser gehalten werden und die Gülle damit auch eine höhere Wirksamkeit zeigen.
Eine vergleichbare Wirkung hat allerdings auch die separierte Dünngülle. Aufgrund der deutlich verbesserten Fließeigenschaften infiltriert separierte Gülle rasch in den Boden. Damit ist der Ammoniumstickstoff vor der weiteren Verflüchtigung geschützt. Die Separierung hat zudem den Vorteil, dass keine problematischen Feststoffe mehr in das Güllefass miteingesaugt werden (Holzstücke, Eisenteile, …). Nachteilig sind die Investitionskosten für die Technik und die Tatsache, dass ich wieder zwei Ausbringtechniken benötige (Fest- und Flüssigmistausbringtechnik). Die Gülleseparierung empfiehlt sich besonders für jene Betriebe, die ihre Gülle ausschließlich auf Grünland ausbringen und zusätzlich mehrere Feldstücke mit größerer Feld-Hof-Entfernung (> 5 Kilometer) haben. Bei dieser Entfernung rechnet sich die Separierung aufgrund der geringeren Transportkosten bereits selbst. Oder das Feststoffmaterial wird so trocken separiert (> 30 Prozent TS), sodass es das zugekaufte Stroh (absolute Grünlandregionen) als Einstreumaterial ersetzen kann.
Beide Maßnahmen können und sollen sinnvollerweise mit der bodennahen Ausbringtechnik in jenen Gebieten verknüpft werden, in denen Gülle aus technischen Gründen (keine extremeren Hanglagen) einfach bodennah ausgebracht werden kann. Einen Ersatz für die Notwendigkeit der bodennahen Ausbringung stellt weder die Gülleseparierung noch die Gülleverdünnung mit Wasser dar. Besonders im Berggebiet kann die Gülleverdünnung sehr wohl einen Beitrag zu weniger Ammoniakemissionen und zur Verbesserung der Stickstoffeffizienz leisten. Das ist besonders dann zu empfehlen, wenn die Gülle mit einer Verschlauchungsanlage ausgebracht wird. Der höhere Pumpaufwand (doppelte Menge muss gepumpt werden) wird durch die höhere Ausbringleistung allerdings zu mindestens 50 Prozent wieder kompensiert. Die Pumpleistung nimmt bei besser fließfähigem Substrat deutlich zu. D.h. hier decken sich die leicht höheren Ausbringkosten mit der durch die Verdünnung verbesserten Stickstoffwirkung.
Zusammengefasst
Die Verbesserung der Güllekonsistenz ist besonders bei der Rindergülle ein Gebot der Stunde. Das allerdings nicht alleine aufgrund der Notwendigkeit, in Zukunft noch mehr Gülle bodennah ausbringen zu müssen, sondern generell, damit Rindergülle eine bessere Fließfähigkeit erreicht. Das wird eingeschränkt teilweise mit Güllezusätzen erreicht. Mit effektiven Mikroorganismen werden organische Reststoffe in der Gülle besser zersetzt und Schleimstoffe abgebaut. Mit Bentonit konnte bereits in früheren Versuchen die Fließfähigkeit etwas verbessert werden. Eindeutig bessere Fließeigenschaften weisen mit Wasser 1:1 verdünnte oder separierte Güllen auf. Dieser Umstand führt auch dazu, dass bei beiden Behandlungsvarianten die Ammoniakemissionen um 30 Prozent reduziert werden und mehr Stickstoff im landwirtschaftlichen Nährstoffkreislauf bleibt. Bei genügend Lagerraum, guter Wasserverfügbarkeit und arrondierter Betriebslage ist die Gülleverdünnung mit Wasser eine absolut zu empfehlende Emissionsreduktionsmaßnahme. Die höheren Ausbringkosten können insbesondere mit einer Gülleverschlauchung geringgehalten werden.
Auf Betrieben mit verstreuter Flächenlage und insbesondere hohen Güllemengen kann die Gülleseparierung eine Arbeitsverringerung bringen, da nur nährstoffkonzentrierter Flüssigmist in geringeren Mengen pro Flächeneinheit ausgebracht werden muss. Ab einer Feld-Hof-Entfernung von 5 Kilometer rechnet sich die Separierung alleine aufgrund der geringeren Transportkosten. Wird die Gülle sehr gut separiert und der Feststoff relativ trocken gewonnen, kann dieser in den absoluten Grünlandgebieten die Stroheinstreu kompensieren. ´
Beide Behandlungsmethoden (Wasserdünnung und Separierung) sollen in den ebenen und leicht hängigen Gebieten allerdings nicht die Notwendigkeit der bodennahen Gülleausbringung ersetzen, sondern nach Möglichkeit ergänzen. Nur so können wir die Stickstoffeffizienz auf den Betrieben verbessern und gleichzeitig die gesteckten NEC-Ziel erreichen.
Autoren: Alfred Pöllinger-Zierler und Roland Gutwenger, HBLFA Raumberg-Gumpenstein