| Lukas Kalcher

Österreich ist überfleißig bei Transport-Kontrollen

Eine Analyse des EU-Rechnungshofes zu EU-weiten Tiertransporten ergab Mängel bei Kontrollen, große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten und daher Schlupflöcher für Transportunternehmen.

Europäischer Rechnungshof

Von 2017 bis 2021 wurden 1,6 Milliarden lebende Tiere auf der Straße, auf dem Seeweg, mit der Eisenbahn oder per Flugzeug innerhalb der EU, in die EU oder aus der EU zu Aufzucht-, Mast-, Schlacht- oder anderen Zwecken transportiert. Die Tierschutzstandards werden dabei nicht immer eingehalten. Dies geht aus einer Analyse des Europäischen Rechnungshofes (EuRH) hervor.

Der Transport von lebenden Tieren zwischen Mitgliedstaaten findet vorwiegend auf der Straße statt. Gemäß den verfügbaren Daten waren die meisten Tiertransporte innerhalb der EU im Zeitraum 2017 bis 2021 kurze Transporte von bis zu acht Stunden (63 %), gefolgt von langen Transporten (33 %) und sehr langen Transporten von über 24 Stunden (4 %).

Schon bei der Verladung in Fahrzeuge sind Tiere Stress ausgesetzt. Während des Transports können Nutztiere, wenn die Transportvorschriften ignoriert oder zu wenig kontrolliert werden, unter Hunger, Durst, Hitze und Platzmangel leiden. Laut Analyse des EuRH wird ein Teil der Tiere auch mehrmals in und außerhalb des eigenen Landes transportiert. So sind beispielsweise in Deutschland gemästete und geschlachtete Schweine häufig in Dänemark oder den Niederlanden geboren. Und in Spanien oder Italien gemästete und geschlachtete Rinder sind häufig in Frankreich, Irland oder Litauen zur Welt gekommen.

Transporteure nutzen Schlupflöcher aus

Europäischer Rechnungshof

Ein Ergebnis des Berichtes ist, dass die EU-Rechtsvorschriften zu Tiertransporten in den Mitgliedstaaten nicht einheitlich durchgesetzt werden und das Risiko besteht, dass Transportunternehmen die in den verschiedenen nationalen Sanktionssystemen bestehenden Schlupflöcher rigoros ausnutzen.

Kostenunterschiede kurbeln Transport an

Insgesamt lässt sich ein EU-weiter Trend hin zu weniger und größeren Betrieben und Schlachthöfen beobachten, lässt Helga Berger vom EuRH wissen. Landwirte und Fleischerzeuger wie auch Transportunternehmen versuchen demnach die Kosten für Produktion, Schlachtung und Transport zu senken, die Einnahmen zu maximieren und größenbedingte Kostenvorteile optimal auszuschöpfen, indem sie die Kostenunterschiede zwischen den Mitgliedstaaten nutzen. Das sind Faktoren, die Tiertransporte begünstigen. Insbesondere dann, wenn die Transportkosten nur einen kleinen Teil des Einzelhandelspreises für Fleisch ausmachen.

Fehlende Daten

Die Mitgliedstaaten würden zwar alle Tierverbringungen in nationalen
Datenbanken erfassen, diese Daten können in Brüssel aber noch nicht gebündelt werden. Neue Technologien zur Überwachung von Transporten und die Verwendung digitaler Werkzeuge könnten Tiertransporte verbessern, geht aus dem Bericht hervor.

Österreich: Überfleißig bei Kontrollen

Rechtsvorschriften zum Schutz von Tieren beim Transport seien laut EuRH nur dann effektiv, wenn ihre Einhaltung kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden. Wie alle andere Mitgliedstaaten auch, muss Österreich deshalb regelmäßig Daten zu Kontrollen von Tiertransporten an die EU-Kommission liefern. Mindestens 12.000 Kontrollen, davon 10% Zufallskontrollen auf der Straße, müssten es jährlich in Österreich sein. Tatsächlich wurden 2021 österreichweit sogar 143.575 Tiertransporte kontrolliert, bei nur 0,72%, das sind 1.032 Kontrollen, gab es Zuwiderhandlungen.

„Der Rechnungshof bestätigt, dass Österreich EU-weit zu den Musterschülern, etwa bei Kontrollen, gehört. Wir haben im Vorjahr über zehnmal so viele Kontrollen durchgeführt wie von der EU vorgeschrieben. Damit ist klar, dass österreichische Produkte für höchste Tierwohlstandards stehen“, sagt Simone Schmiedtbauer, ÖVP-Landwirtschaftssprecherin im EU-Parlament. Das Tiertransportgesetz in Österreich beinhalte zwar höchste Tierwohlstandards und wurde erst 2022 novelliert, jedoch sei das Tierwohl bei Transporten auch eine wichtige Frage für die EU-Behörden. Hier brauche es einheitliche Vorschriften, die kontrolliert werden müssen, meint Schmiedtbauer. Sie erwarte sich auch, „dass die neuen Regeln für Tiertransporte praxistaugliche Lösungen für die Bäuerinnen und Bauern beinhalten“.

Die EuRH-Analyse soll Daten für die bevorstehende Überarbeitung der Tierschutzvorschriften der EU liefern. Bis Ende dieses Jahres sollen neue und EU-weit geltende Regeln für den Transport von Lebendtieren präsentiert werden.

Quelle: Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Helga Berger (EU-Rechnungshof)

Autorin: Österreichische Bauernzeitung/Rieberer

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