Auernig, Totschnig, Moosbrugger: „Fleckvieh Changes“ – wie Fleckvieh die Rinderwelt nachhaltig verändert
Nach mehr als 25 Jahren findet der Fleckvieh-Weltkongress wieder in Österreich statt. Zwischen 30. August und 8. September reisen dazu über 220 Rinderexpertinnen und -experten aus 30 Ländern an. Unter dem Motto „Fleckvieh Changes“ werden die ökologischen, wie auch ökonomischen Qualitäten dieser Rinderrasse, die für Nachhaltigkeit, Effizienz und Robustheit steht, umfassend erläutert. Im Vorfeld zum Fleckvieh-Kongress haben Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger, der Obmann von Fleckvieh Austria Sebastian Auernig und BOKU-Experte Stefan Hörtenhuber in einer gemeinsamen Pressekonferenz die Situation der heimischen Fleckvieh-Zucht skizziert.
Auernig: Fleckvieh ermöglicht Milch- und Fleisch-Produktion in hervorragender Qualität
Gastgeber und Obmann von Fleckvieh Austria, Sebastian Auernig, betont: „Wir haben mit Fleckvieh eine Zweinutzungsrasse zur Hand, die es uns Bäuerinnen und Bauern ermöglicht Milch und Fleisch in hervorragender Qualität, nachhaltig, wirtschaftlich und ökoeffizient auf unseren Familienbetrieben zu erzeugen. Die großen Zuchtfortschritte der letzten Jahre in den Bereichen Gesundheit und Effizienz werden wir anlässlich des Fleckvieh-Weltkongresses international vorstellen und unsere Erfahrungen weltweit austauschen. Bei der anschließenden Bundesfleckviehschau in Freistadt wollen wir nicht nur die besten Tiere aus Österreich, sondern auch die Verbundenheit und das Herzblut, die die Arbeit mit unseren Kühen prägen, dem internationalen Publikum präsentieren.“
Totschnig: Österreichs Rinderwirtschaft ist in Sachen Klimaschutz Vorreiter!
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig verweist auf die Bedeutung der Rinderwirtschaft in Österreich: „Rinderzucht hat bei uns eine lange Tradition und die Rinderhaltung erwirtschaftet rund 27 Prozent der österreichischen Landwirtschaft. Rinder erzeugen aus nicht essbarer Biomasse, wie Gras oder Heu, hochwertige Lebensmittel, wie Milch und Fleisch, und tragen damit entscheidend zur Lebensmittelversorgung bei. Die Rinderhaltung trägt außerdem maßgeblich zum Erhalt unserer identitätsgebenden Kulturlandschaft bei. Rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche besteht aus Grünland, mit einem bedeutenden Teil im Berg- und Almgebiet. Wir haben in Österreich verschiedene Rinderrassen, die alle ihre Spezialisierung und Stärken haben. Der Kongress beleuchtet nun das Fleckvieh als beliebtes Zweinutzungsrind für die Fleisch- und Milcherzeugung.“
Gleichzeitig hält Totschnig fest: „Unsere heimische Rinderwirtschaft ist in Sachen Klimaschutz Vorreiter! Österreich hat mit 14,2 kg CO2 Äquivalenten den geringsten Ausstoß von Treibhausgasen je Kilogramm Rindfleisch in der EU. Auf Platz zwei folgen die Niederlande mit 17,4 kg CO2 Äquivalente, Schlusslichter bilden Zypern mit 44 kg und Lettland mit 42 kg CO2 Äquivalente. International betrachtet verursacht Brasilien gar 80 Kilo CO2 Äquivalente je Kilogramm Rindfleisch. Auch bei Kuhmilch zählt Österreich zu den Spitzenländern mit den niedrigsten Treibhausgasemissionen je Kilogramm – mit einem Kilo CO2 Äquivalente je kg Milch. Daher einmal mehr Appell: Wer zu regionalen Produkten greift, stärkt unsere bäuerlichen Familienbetriebe, schont das Klima und die Wertschöpfung bleibt im Land!“
Als kleines Land mit engagierten Züchterinnen und Züchtern beweise Österreich große Zuchtkompetenz. „Folgerichtig haben wir vor vielen Jahren den Weg der Qualitäts- und Spezialproduktion eingeschlagen, den wir über die Gemeinsame Agrarpolitik unterstützen. Trotz hoher Produktionskosten und dadurch etwas teurerer Tiere, gibt es eine hohe Nachfrage nach unseren Zuchttieren. Das belegt die ausgezeichnete Qualität der Zuchtarbeit in Österreich, so Landwirtschaftsminister Totschnig.
Moosbrugger: Standortgerechte Rinderhaltung punktet in Krisenzeiten
LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger hebt hervor, wie sich die nachhaltige heimische Rinderhaltung besonders auch in den aktuellen Krisenzeiten bewährt: „Die Haltung von Wiederkäuern wie Rindern ist in vielen Regionen unserer grünlandbasierten Alpenrepublik die einzig sinnvolle Bewirtschaftungsform. Diese standortangepasste, auf natürlichen Kreisläufen aufbauende Landwirtschaft entspricht genau dem, was sich die Gesellschaft wünscht und fordert. Durch die primär regionale, grünlandbasierte Fütterung ist unsere Rinderhaltung nicht nur klimafreundlicher, sondern erweist sich auch in den aktuellen Krisenzeiten als deutlich widerstandsfähiger gegenüber Preisschwankungen. So konnte etwa das Level der Milcherzeugung in Österreich – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – aufrechterhalten werden. Nichts desto trotz setzen die Kostensteigerungen auch die heimische Rinderwirtschaft massiv unter Druck und machen Erzeugerpreisanpassungen erforderlich.“
Außerdem hebt Moosbrugger hervor: „Wir sind sehr stolz auf das enorm hohe Niveau der heimischen Rinder- bzw. Fleckvieh-Zucht, das durch das große internationale Interesse an unseren Zuchttieren und den geplanten Weltkongress eindrucksvoll unterstrichen wird. Als Landwirtschaftskammern geben wir in enger Abstimmung mit den Zuchtverbänden unser Bestes, um unsere Rinderhalter auf ihrem Qualitätsweg gut zu begleiten und neue Wege aufzubereiten. Dazu zählen neben der Interessenvertretung auch effiziente, verstärkt online-basierte Bildungs- und Beratungsangebote sowie Bewusstseinsschaffung für unsere hohen Standards“.
Hörtenhuber: Fleckvieh besonders effizient bei Milch- und Fleischproduktion
BOKU Experte Stefan Hörtenhuber verstärkt, dass Fleckviehkühe im Durchschnitt mehr Milch und Rindfleisch aus nicht nahrungstauglichen Futtermitteln erzeugen als andere Rassen: „Fleckvieh wies in den vergangenen Jahrzehnten stärkere Steigerungen der Milchleistung als andere Rassen auf und trug damit wesentlich dazu bei, dass trotz gesteigerter Milchmengen nun um über 40 % weniger Milchkühe als 1990 gehalten werden. Die direkten Treibhausgasemissionen der Milchrinderhaltung konnten damit um 32 % gesenkt werden.“ Mit dem stetigen Rückgang an Methanemissionen durch die immer effizienteren Kühe konnte in Österreich und anderen Ländern die steigenden Emissionen gebremst werden.
Welt-Simmental-Fleckvieh-Kongress und Bundesfleckviehschau
Der Kongress findet vom 30. August bis 4. September 2022 in Österreich mit den Hauptstandorten Wien und Freistadt statt. Gäste aus aller Welt erwartet ein hochkarätiger Mix aus Fachvorträgen und Fachexkursionen zu österreichischen Zuchtbetrieben und Besamungsstationen. Über 220 Verantwortungsträger, Multiplikatoren und Züchtern aus insgesamt 30 Ländern der Erde werden zum Kongress in Wien und zur Bundesfleckviehschau in Freistadt erwartet. Von knapp 1,4 Millionen Fleckviehtieren schaffen es nur die 150 besten und vitalsten Tiere auf die Bundesschau zur Kür der Bundessieger. Mit der Integration eines nationalen Jungzüchterwettbewerbs soll die Motivation der bäuerlichen Jugend gefördert werden. Weitere Infos unter www.fleckvieh.at bzw. https://www.wsffcongress.com/
Autoren: Ing. Sebastian Auernig, Ing. Reinhard Pfleger