| Lukas Kalcher

ICAR Konferenz in Anand, Indien

Die diesjährige Konferenz von ICAR (International Committee of Animal Recording) wurde in Indien, dem weltweit bevölkerungsreichsten Land mit 1,4 Mrd. Menschen, vom National Dairy Development Board (NDDB) organisiert.

V.l.: Frédéric Dehareng, Christa Egger-Danner, Daniel Lefebvre (Präsident ICAR), Daria Lakovishina, Michael Lynch

Indien ist mit einer Rinder- und Büffelpopulation von ca. 300 Mio. Tieren (190 Mio. Rinder und 110 Mio. Büffel) und einer Milchproduktion von mit 240 Mio. Tonnen sowohl der weltweit größte Milchproduzent als auch der größte Milchkonsument. Die Wachstumsrate der Milchproduktion ist in Indien 3 Mal größer als weltweit. Die Tagung fand in Anand im nordwestlichen Bundesstaat Gujarat, dem milchwirtschaftlichen Zentrum von Indien, statt.

In einer Stadt mit 400.000 Einwohnern sind überall Kühe anzutreffen, mitten in der Stadt, auf Straßen, in Hinterhöfen, … Die „heilige Kuh“ hat in diesem Land alle Rechte.

Die Struktur der Milchproduktion ist gekennzeichnet durch Kleinbauern. Wir besichtigten u.a. die größte Molkerei AMUL im Bundesstaat Gujarat mit 30 Mio. Liter täglich verarbeiteter Milch. Diese wird von 3,6 Mio. Bauern eingesammelt, einem Netzwerk von Kleinbauern mit durchschnittlich 2 Kühen. Beeindruckend war die kooperative Organisation mit einem ausgeprägten System der Weiterbildung und funktionierenden Strukturen mit künstlicher Besamung, Förderung von Photovoltaik oder auch kleinen Biogasanlagen. Spermasexing wird subventioniert. Das männliche Rind hat keinen Wert, weil Rindfleisch im Hinduismus, der überwiegenden Religion in Indien, nicht gegessen wird, Milch aber die Haupteiweißquelle darstellt. Beeindruckend war zu sehen, dass es gelingt Hochtechnologie einzusetzen und letztlich durch gute Koordination und Organisation auch Kleinbauern in abgelegeneren Regionen Zugang zum Markt zu ermöglichen. Die Milchwirtschaft spielt eine zentrale Rolle in Indien, einmal als Einkommen und Arbeitgeber für 80 Mio. ländliche Haushalte, aber auch zur Ernährungssicherheit.

Prof. Dr. Johann Sölkner, Universität für Bodenkultur

ICAR-Konferenz zum Thema „Sustainable Livestock Farming through Harmonization, Technology and Innovation”

Der Grund für die Reise war jedoch die Teilnahme an der ICAR-Konferenz mit Teilnehmer:innen aus der ganzen Welt, als Forum zur Präsentation und zum Austausch von neuesten Erkenntnissen, aber auch dem Bilden von Kooperationen und Netzwerken. Seites der Vertreter aus Österreich wurden die Projekte NEU.rind und breed4green vorgestellt. Im EIP Agri-Projekt NEU.rind geht es um den digitalen Betriebshelfer zur Bewertung der Nachhaltigkeit, der Effizienz und der Umweltwirkungen am Milchviehbetrieb, im Projekt breed4green um die Erforschung von direkten und indirekten Merkmalen für Futtereffizienz und Treibhausgasemissionen für Zucht und Herdenmanagement beim Rind.

Christa Egger-Danner präsentierte auch die ICAR-IDF Sensor Initiative zur Nutzung von Sensordaten zur Verbesserung von Tiergesundheit und Tierwohl. Der BOKU-Beitrag bezog sich auf die Entwicklung dörflicher Zuchtprogramme (Community Based Breeding Programs, CBBP) für lokale Rinderrassen in Burkina Faso, Afrika. Auch in diesen einfachen Systemen ist die Leistungsprüfung essenziell und die Verwendung von spezialisierten Datenbanken sehr wichtig. Rinderzucht ist auf der ganzen Welt abhängig von der Aufzeichnung und sinnvollen Verwendung von Daten, seien die Umstände noch so schwierig. Indien ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Weitere Informationen zur ICAR Tagung unter https://www.icar.org/meeting/anand-2025/anand-2025-presentations/.

Rückblickend sind wir dankbar für die bereichernde und interessante Erfahrung, die wir im Zuge der ICAR Konferenz in Indien machen durften, dankbar für die große Gastfreundschaft aber auch dankbar hier in Österreich Leben und Arbeiten zu dürfen.

Autoren: Christa Egger-Danner und Johann Sölkner



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