Kostenvergleich verdünnen - separieren
Im folgenden Beitrag sollen anfallende Kosten verglichen und Empfehlungen abgegeben werden.
Verdünnung
Die Verdünnung der Gülle mittels Einbringen von Wasser (Reinigungswässer, Dachflächenwasser, gesammelte Oberflächenwässer bei Mistlagerstätten und Fahrsilos) ist ein weit verbreitetes Verfahren, um die Gülle fließfähiger zu machen.
In der Praxis wird die Gülle so um 20 % bis 50 % verdünnt, wobei gerade im Frühjahr fehlender Grubenraum diese Möglichkeit einschränkt.
In den Sommermonaten gibt der anfallende Niederschlag und das wassertechnisch erschlossene Flächenausmaß das „kostengünstige“ Verdünnungspotential vor, Sommergüllen sind bei vielen Betrieben schon deutlich flüssiger als jene im Frühjahr.
Um eine gute Infiltration in den Boden zu erreichen, sind Verdünnungen in den Bereich von 1:1 notwendig.
Ginge es nur um die Lagerung von Verdünnungswasser, wäre die günstigste Lösung ein offenes Wasserlager (Lagune oder Rundbehälter ohne Decke). Der Baukostenrichtsatz für Behälter ab 250 m³ ohne Decke beträgt 67 € / m³.
In den Sommermonaten und im Herbst sind die betrieblichen Güllelager ohnehin nur zum Teil genutzt, hier kann das Verdünnungswasser in die bestehenden Behälter eingebracht werden. Dies bedeutet, der zusätzliche Lagerraum wäre nur im Frühjahr notwendig. Da hier Dünngülle angesetzt werden muss, sind die gleichen Anforderungen wie für ein reines Güllelager notwendig. Ab 1. Jänner 2025 dürfen keine offenen Güllelagestätten mehr errichtet werden. Bei Baukosten von 150 € pro m³ Lagerraum und 30-jähriger Nutzungsdauer errechnen sich jährliche Kosten (Abschreibung, Zinsansatz) pro m³ Gülleraum von 8,67 €, bei 20 bzw. 25 %iger Investitionsförderung fallen diese Kosten auf 6,51 € pro m³.
Die Gülleausbringung kostet je nach Ausbringsystem, Feldentfernung und Flächenstruktur zwischen 2,5 und 8 € pro m³ Gülle. Gülle mit sehr hohen Trockensubstanzgehalten führt zu höheren Verschleiß und geringeren Ausbringleistungen.
Kostenkalkulation der Gülleseparierung
Die Separierung von Rindergülle kann sowohl mit fix eingebauten Separatoren als auch mit mobilen Anlagen erfolgen. Fix eingebaute Anlagen haben vor allem arbeitswirtschaftliche Vorteile, v.a. wenn die Separierung teilautomatisiert und die Lagerung des Feststoffes auf einer vorgesehenen Lagerfläche erfolgen kann.
Die Kosten der Gülleseparation hängen von mehreren Faktoren ab:
Die Nutzungsdauer der Technik und die jährliche Auslastung bestimmen die Fixkosten der Gülleseparierung. Die Anforderungen an den Reststoff (möglichst trocken für Einstreu oder Hauptziel Fließverbesserung) beeinflussen die Stundenleistung, den Energieverbrauch und den Verschleiß des Gülleseparators.
Eine beispielhafte Kalkulation ist im folgenden Artikel dargestellt:
Rindergülle wirtschaftlich bodennah ausbringen | Landwirtschaftskammer Niederösterreich (lko.at)
Aus der Grafik ist ersichtlich, dass Kosten unter 2,5 Euro pro m³ Rohgülle selbst bei mittlerer Einstellung nur schwer erreichbar sind.
Der 5,5 kW Separator zu Kosten von 2024 mit Ausnutzung der Investitionsförderung kostet unter den getroffenen Annahmen bei 2.000 m³ Güllemenge pro Jahr 2,9 € pro m³ Gülle. Zieht man davon die ÖPUL-Prämie Separation (umgelegt auf Verdünnung 1:0,5) ab, so würde man um ca. 2 € pro m³ Gülle separieren und könnte die Vorteile bei Düngung nutzen.
Die Kosten für die im Rahmen der Separation anfallende Arbeitszeit ist in der Kalkulation nicht berücksichtigt. Bei fix eingebauten Anlagen erfolgt die Steuerung in der Regel vollautomatisch – nach Möglichkeit schaltet sich der Separator zB beim Vorhandensein von eigenem Solarstrom ein und es wird die vorhandene Güllemenge separiert. Bei gemeinschaftlich genutzten Anlagen ist Zeit zum Holen der Anlage, zum Aufbau und Verräumen bzw. Ausbringen des Feststoffes notwendig. Der Lohnansatz kann dabei zu zusätzlichen Kosten von bis zu 1 € pro m³ Rohgülle führen.
Die Fließfähigkeit von separierter Dünngülle entspricht in etwa der von 1:1 mit Wasser verdünnter Gülle. Unterstellt man beispielsweise Transportkosten bei der Gülleausbringung von 50 Cent pro Kilometer Feldentfernung, so würde sich die Separierung rein aus der Transportkostenersparnis ab etwa 5 km Feldentfernung rechnen. Eine einzelbetriebliche Betrachtung und Berechnung unterstützt in der Entscheidungsfindung.
Konkreter Vergleich der Kosten bei einem Beispielsbetrieb
Wie können nun landwirtschaftliche Betriebe die Vorteile von Dünngülle zu vertretbaren Kosten nutzen bzw. welche Kosten verursachen verschiedene Verfahren?
Dazu schauen wir uns einen Beispielsbetrieb mit 45 Kühen und einen Gülleanfall von ca. 900 m³ unverdünnter Rindergülle pro Jahr an. Zusätzlich werden Reinigungswässer im Ausmaß von ca. 225 m³ pro Jahr beigemengt, wodurch sich eine „Standardverdünnung“ von 1:025 und eine jährliche Ausbringmenge von 1.150 m³ pro Jahr ergibt. Werden im Sommer noch Dach- und Bodenwässer ergänzt, lässt sich eine Verdünnung von 1:0,5 relativ leicht erreichen.
Generell wird mit Ausbringkosten von 3 € je m³ Gülle gerechnet, was einer geringen Feldentfernung bis 2 km entspricht. Zudem wird unterstellt, dass die zusätzlichen Ausbringkosten eines bodennahmen Systems (Schleppschlauch am Acker, Schleppschuh im Futterbau) durch den ÖPUL-Zuschuss abgedeckt sind.
Bei der Variante „Separierung“ wird mit 1.125 m³ gerechnet – bei vollständiger Separierung fallen ca. 135 m³ Feststoff pro Jahr an, der mit Universalstreuern auszubringen ist. Hier wird mit Kosten von 900 € pro Jahr gerechnet. Dafür reduziert sich die auszubringende Güllemenge um diese 68 m³. Die Kosten der Separierung werden mit 3 € pro m³ Gülle angesetzt, davon kann für 900 m³ der Zuschuss „Separation“ mit 1,5 abgeholt werden. Diese Variante kostet demnach 6.547 € pro Jahr, und die Gülle ist bodennah mit geringen Verlusten ausgebracht.
Aus dem Winter heraus ist die Verdünnung schwierig, weil zusätzlicher Grubenraum notwendig ist. In der zweiten Variante wird demnach die Gülle aus dem Winterhalbjahr separiert, was zu Kosten von 1.688 € führt und einen Feststoffanfall von ca. 70 m³ zur Folge hat. Im Sommerhalbjahr erfolgt eine Verdünnung mit Oberflächenwasser, ein Teil des Wassers wird mit Kosten von in Summe 225 € bewertet (Wasserkosten, Transportkosten oder Kosten für Wasserinfrastruktur). Unterm Strich kommt diese Variante auf Kosten von ca. 6.257 € pro Jahr.
In der dritten Variante wird mit einer Verdünnung von 1:1 der gesamten Güllemenge gerechnet, was die Güllemenge auf 1.800 m³ verdoppelt. Hier muss auch im Winter Wasser gesammelt werden, und dieses ist auch zu lagern. Dies kann in Güllelagern, reinen Wasserlagern – hier ist aber dann trotzdem zusätzlicher Gülleraum zur Verdünnung im Frühjahr (zB Vorgrube) notwendig oder mit Zukaufswassser erfolgen. Neben den höheren Ausbringkosten fallen also auch Kosten für das Wasser (entweder in Form von Lagerraum oder in Form von Transport- und/oder Infrastrukturkosten) an. Im Beispiel wird mit zusätzlichen Grubenraum im Ausmaß von 338 m³ kalkuliert, was nach Abzug von zB 25 % Investitionsförderung und 30-jähriger Nutzungsdauer kosten von 2.196 € pro Jahr bedeutet. Zusätzlich wird mit Wasserkosten in Höhe von 675 € pro Jahr gerechnet.
Unterm Strich errechnen sich in dieser Variante Kosten in Höhe von 8.271 €, wobei im Vergleich mit der ersten Variante beinahe die doppelte Güllemenge auszubringen ist. Kommt hier auch noch eine höhere Feldentfernung ins Spiel, schneidet diese Variante noch schwächer ab. Hier hilft zwar die Verschlauchung, dabei sind der Großteil der Kosten allerdings auch von der Güllemenge abhängig.
Fazit
Rindergülle fließfähig zu machen ist mit Kosten verbunden. Aus den Ausführungen ist ersichtlich, dass neben dem Separieren auch das Verdünnen der Gülle eine Option sein kann. Betriebswirtschaftlich gesehen ist eher die reine Separierung oder die Kombination von Separierung der Wintergülle und Verdünnung der Sommergülle interessant.
Bei sehr starker Verdünnung verursachen die höheren Ausbringmengen und Lagerdimensionen insgesamt Mehrkosten. Daher ist diese Variante eher für arrondierte Betriebe mit verfügbaren Verdünnungswasser eine Option.
Autor: DI Gerald Biedermann