| Lukas Kalcher

Kuhnamenstatistik

Im Namen der Kühe ...

Eine aktuelle Auswertung der ZuchtData EDV-Dienstleistungen GmbH weist für 2022 bei den neugeborenen weiblichen Kälbern den Namen SUSI als den am meisten verwendeten Namen aus (1.012), gefolgt von BELLA (936), SISSI (725) und HEIDI (671). Bei den männlichen Kälbern sind es MAX (892), WILLI (672), LEO (611) und MORITZ (579).

Rinderzucht Austria/Kalcher
SUSI (1.012), BELLA (936), SISSI (725) und HEIDI (671) sind die häufigsten Kälbernamen 2022.

Heutzutage kann jede(r) Rinderhalter(in) die Namen frei wählen. Dadurch hat sich die Anzahl verschiedener Einträge bzw. Bezeichnungen auf etwa 60.000 erhöht. In den Jahren 1978 bis 1992 wurden rund 1,33 Millionen Kühe mit insgesamt 16.425 voneinander abweichenden Namen, eingetragen. Je weiter man in der Geschichte zurückgeht, umso schwieriger wird es, Namensbelege für Rinder zu finden. Sie wurden in längst vergangenen Zeiten wohl nur mündlich weitergegeben, schriftliche Belege finden sich erst relativ spät. In unseren Breiten tauchen sie ab dem 15./16. Jahrhundert auf, und zwar in Rechtsdokumenten, Herrschafts- und Privatarchiven, in Stall- oder Herdbüchern sowie in Zucht- und Versteigerungslisten; später auch in Aufzeichnungen von Tierärzt:innen, volkskundlichen und lexikografischen Schriften sowie in literarischen Texten. Die ältesten schriftlich überlieferten, ungefähr 4.000 Jahre alten Rindernamen, stammen aus dem Zweistromland in Vorderasien. Im Palast von Knossos auf der Insel Kreta wurden Wandmalereien mit Abbildungen von Rindern und deren Namen gefunden, sie kann man auf das 15. bis 12. Jahrhundert v. Chr. datieren.

Je älter ein Kuh- oder Rindername ist, desto mehr nimmt er noch direkt auf das Aussehen und Charakter des Individuums Bezug und ist auch als Ruf- und Lockname in Verwendung. Je jünger ein Kuhname (ca. ab den 1970er Jahren), desto weniger sagt er über das benamste Tierindividuum aus – Anthroponyme, also Namen für Menschen, ersetzen in zunehmenden Maß typische »alte« Kuhnamen. Heute dienen sie fast ausschließlich für administrative Zwecke (Beispiel »SUSI«).

Pavelhaus
Cover des Buches von Michael Reichmayr

Zum Thema (Tier- und) Rindernamen gibt es sogar internationale wissenschaftliche Tagungen und Publikationen, zum Beispiel das Buch Von Ajda bis Žuži des österreichischen Kuhnamenforschers Michael Reichmayr, erschienen 2005. Die gedruckte Ausgabe des Buches ist mittlerweile vergriffen, wird aber, ebenso wie aktuellere Beiträge und Namenslisten des Autors, gerne als elektronische Datei (PDF) zur Verfügung gestellt: michael.reichmayr@mailbox.org (Bekanntgabe weiterer alter Kuhnamen bzw. kritische Kommentare erbeten und erwünscht!)

Autoren: Michael Reichmayr und Lukas Kalcher

 

 

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