| Lukas Kalcher

AMA-Milchforum 2023: Milchwirtschaft und Klimaschutz - ist das möglich? Branchentreff mit Blick über den Tellerrand

Rund 150 Personen nutzten beim "AMA Milchforum" (früher Milch-Symposium) am 31. Mai die Möglichkeit für einen Informationsaustausch und Diskurs mit den führenden Köpfen der heimischen Milchbranche, die sich zum Thema "Milchwirtschaft in Österreich: Wertvoller Beitrag oder Klimakiller?" am Wienerberg zusammengefunden hatte.

AMA-Marketing
Diskutierten beim AMA-Milchforum, v. l.: TU-München-Professor Wilhelm Windisch, AMA-Marketing Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek, Kerstin Wriedt (Initiative Milch), Alexander Anton (Generalsekretär Europäischer Milchverband, EDA) und Peter Hamedinger (AMA Marketing).

"Wir als AMA-Marketing gehen weiterhin mit den Branchen gemeinsam den Weg in die Zukunft und sehen uns als Brückenbauer zwischen Konsumenten und Produzenten", betonte AMA-Marketing Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek.

Österreichische und internationale Expert:innen präsentierten dabei die aktuelle Forschungslage und gaben Einblicke in die Stimmungsbilder aus der Bevölkerung. Journalist und Autor Andreas Sator polarisierte gleich zu Beginn mit seinen Einschätzungen darüber, inwieweit Nachhaltigkeit und Klimaziele mit der Landwirtschaft kompatibel sind und wie die Relevanz von Gentechnik in der zukünftigen Lebensmittelproduktion steigen wird.

Um Milchproduktion im Alpinen Raum ging es anschließend im Vortrag von Wilhelm Windisch, seines Zeichens Experte für Tierernährung an der TU München. Windisch hob die Wichtigkeit von Nutztieren für einen funktionierenden Kreislauf hervor, da sie die in der Landwirtschaft erzeugte, und für den Menschen nicht essbare, Biomasse weiterverwerten. Nutztiere fördern die Pflanzenproduktion und erzeugen zusätzliche Lebensmittel, so der Experte. Sein Fazit daher: Milchproduktion ist im Alpinen Raum nach wie vor zeitgemäß, da die Kreislaufwirtschaft funktioniert.

Intaktes Ökosystem

Stefan Hörtenhuber von der Universität für Bodenkultur in Wien (Boku) präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse aus der Nutztierhaltung und räumte mit dem Vorwurf auf, die Kuh sei ein Klimakiller. Ihm zufolge verursache die Milchwirtschaft in Österreich um 25% weniger Treibhausgase als der EU-Durchschnitt. Eine Straßenumfrage in Wien machte deutlich, wie hoch der Aufklärungsbedarf über die Landwirtschaft und Tierhaltung in der österreichischen Bevölkerung ist und gab der Branche einen klaren Arbeitsauftrag.

Best-Practice-Beispiele aus dem Nachbarland

Darüber, wie sich die größte deutsche Molkereigenossenschaft, die DMK Group, in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat und welchen Herausforderungen man sich dabei stellen musste, erzählte anschließend Oliver Bartelt, Global Head of Corporate Communications der DMK Group. Ein wesentlicher Aspekt, um die Konsument:innen abzuholen, war, sich dem Thema Nachhaltigkeit ernsthaft zu widmen und das auch nach außen zu kommunizieren. Die Milchwirtschaft hat ein Kommunikationsproblem, so Bartelt. Dieses zu lösen, würde auch Abhilfe in einigen anderen Bereichen schaffen und unter anderem dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenwirken.

Kerstin Wriedt von der Initiative Milch 2.0 in Deutschland präsentierte die Ergebnisse einer neuen Studie von rheingold salon zu den Konsumgewohnheiten der Verbraucher:innen. Eines der wesentlichen Ergebnisse: Die Mehrheit der Verbraucher will auch in den nächsten zehn Jahren bei Milch bleiben - sie wünschen sich aber auch mehr Zukunftsorientierung. Eine neue Art des Storytellings rund um Milch und Milchprodukte muss gelingen.

Zum Abschluss des AMA-Milchforums gab Alexander Anton, Generalsekretär des Europäischen Milchverbandes (EDA), Einblicke in die Agrarpolitik der EU und skizzierte einige Trends, die die Milchbranche in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen werden, wie die Extraktion des wertvollen Proteins Lactoferrin. Abschließend fand Anton lobende Worte für die Vorreiterrolle der österreichischen Milchwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit.

 

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