| Lukas Kalcher

Anbindehaltung

EFSA empfiehlt Ende bei Milchkühen

Milchkühe benötigen mehr Platz und eine bessere Unterbringung, wie aus dem am 16. Mai veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit Empfehlungen zum Tierschutz hervorgeht.

Christian Moser
Laut Statistik Austria werden nach der Agrarstrukturerhebung 2020 25 % der Rinder in Anbindeställen gehalten. Am höchsten ist der Anteil mit 52 % in Tirol, gefolgt von Salzburg mit 36 % und Vorarlberg mit 34 % der Rinder.

Die Gutachten sind Teil einer Reihe von Gutachten zu Nutztierarten, mit denen die laufende Überarbeitung der Tierschutzvorschriften der Europäischen Union unterstützt wird. Ein wichtiger Faktor für das Wohlergehen von Milchkühen ist ausreichend Platz zum Bewegen und Ausruhen. Diese Praxis sollte nach Ansicht der EFSA vermieden werden. Jede Kuh sollte Zugang zu einem Innenbereich haben, der insgesamt mindestens 9 m² umfasst – einschließlich eines Bereichs zum Hinlegen. Weitere Empfehlungen sind lt. dem Papier ein Zugang zu Weideflächen mit trockenen und schattigen Bereichen, regelmäßige Überwachung auf Lahmheit, Mastitis und Stoffwechselstörungen sowie Verwendung von Bürsten in allen Systemen zur losen Unterbringung, um Kühen die Möglichkeit zu geben, natürlichen Verhaltensweisen wie Kratzen nachzugehen und ihren Körper zu pflegen. Bei Haltung in Boxenställen sollten die Kühe über einen eigenen Platz und ausreichend dickes Einstreumaterial verfügen.

Anbindehaltung

Die sogenannte "dauernde" Anbindehaltung von Rindern ist in Österreich seit 2020 verboten. Begründete Ausnahmefälle werden mit einer Übergangsfrist bis 2030 noch gestattet. Danach ist die dauernde Anbindehaltung Geschichte. Manche Molkereien akzeptieren schon jetzt keine Milch mehr aus Anbindehaltung. Derartige Betriebe verlieren ab 1. Jänner 2024 das AMA-Gütesiegel, sowohl für die Milch- als auch für die Rindfleischproduktion. An diese Stelle tritt die Kombinationshaltung. Die Kühe müssen mindestens 90 Tage im Jahr die Möglichkeit zu einem Auslauf oder Weidegang haben, biologisch gehaltene Rinder an mindestens 120 Tagen. Lt. Statistik Austria im Zuge der Agrarstrukturerhebung 2020 verbringen die heimischen Milchkühe ohnedies im Schnitt über ein halbes Jahr (6,3 Monate) auf der Weide. Die Kühe werden im Stall durch eine Anbindevorrichtung fixiert und erhalten in regelmäßigen Abständen Auslauf ins Freie. Diese Haltungsart ermöglicht es auch Landwirt:innen mit meist kleinstrukturierten Betrieben vor allem auch in steilen Hanglagen , vor allem im Berggebiet, auch zukünftig noch Rinderhaltung zu betreiben.

 

Hintergrund

Das wissenschaftliche Gutachten zu Milchkühen enthält Empfehlungen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung der Gesetzgeber im Rahmen der laufenden Überarbeitung der Tierschutzvorschriften der Europäischen Union. Ein Legislativvorschlag der Europäischen Kommission wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 vorgelegt. Die Europäische Kommission ersuchte die EFSA im Rahmen ihrer Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ um mehrere wissenschaftliche Gutachten zum Schutz von Nutztieren. Die EFSA hat bereits Bewertungen zum Wohlergehen von Zuchtschweinen, Masthühnern und Legehennen, Kälbern sowie Tieren beim Transport veröffentlicht.

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