| Marlene Suntinger

KlaueCheck – Benchmarking der Klauengesundheit für Österreichs RinderzüchterInnen

Benchmarking ist ein Instrument, das es ermöglicht die eigenen Ergebnisse mit einer entsprechenden Vergleichsgruppe und den „Klassenbesten“ bzw. „Klassenschlechtesten“ zu vergleichen. Ziel ist es dabei, zu Verbesserungen zu motivieren, z. B. bei der Klauengesundheit in Milchviehbetrieben.

Durch die Zusammenarbeit zwischen KlauenpflegerInnen, LandwirtInnen und den Organisationen der österreichischen Rinderzucht konnte in den vergangenen Jahren eine beträchtliche Anzahl an Daten zur Klauengesundheit aus der Klauenpflegedokumentation gesammelt werden. Diese Klauendaten bilden den Grundstein für das Benchmarking „KlaueCheck“ im RDV (RinderDatenVerbund). LandwirtInnen, die die Klauenpflege selbst elektronisch dokumentieren oder deren Klauenpfleger dies z.B. mit dem Programm Klauenmanager machen, finden das Benchmarking als neue Auswertung im LKV Herdenmanager unter dem Menüpunkt Klauengesundheit.

Verarbeitet werden dort alle Klauenpflegedaten, die mit der App Klauenprofi, RDV mobil App oder mit den Programmen Klauenmanager oder Klaue dokumentiert und an den RDV gesendet werden, selbstverständlich anonymisiert. In der Auswertung sind immer die eigenen Betriebskennzahlen (Betrieb) im Vergleich zum Durchschnitt der österreichischen Betriebe (Vergleichsgruppe), der besten 10% oder 25 % (obere 10/25% oder TOP10% bzw. TOP25%) und schlechtesten 10 oder 25 % (untere 10/25%) dargestellt. Die Vergleichsbetriebe müssen bestimmte Kriterien, wie z. B. eine Mindestanzahl klauengepflegter Kühe, überwiegende Datenerhebung durch den Klauenpfleger, erfüllen, damit sie in die Auswertung mit einfließen. Ganz oben in der Ansicht kann das Jahr ausgewählt werden und ob man sich mit den besten und schlechtesten 10% oder 25% der Betriebe vergleichen will. In der Auswertung sind insgesamt 23 Kennzahlen zu finden. Im ersten Teil sind allgemeine Kennzahlen zur Klauenpflege des ausgewählten Jahres zu sehen, im weiteren Verlauf die Häufigkeiten von Klauenbefunden, die zu den Klauenhornerkrankungen, zu den infektiös bedingten Klauenerkrankungen und von Klauenbefunden, die zu Deformationen der Klaue zählen. Ziel sollte es sein, alle Kühe mehrmals jährlich und geschlechtsreife Kalbinnen zumindest einmal dem Klauenpfleger vorzustellen. Wie gut dies gelungen ist, zeigen ihnen die Kennzahlen Anteil Kühe mit Klauenpflege und Anteil Kalbinnen mit Klauenpflege. Die Kennzahl Anteil Kühe gesund sagt ihnen wie hoch der Anteil an Kühen ist, die klauengepflegt wurden und dabei keinerlei Auffälligkeiten zeigten. Der Anteil Kühe mit KP und Klauenbefund zeigt wiederum, wie viele der klauengepflegten Kühe eine oder mehrere Klauenbefunde hatten.

Es wird empfohlen, bei frisch laktierenden Kühen (etwa am 40. – 100. Laktationstag) Klauen zu pflegen, da sie in dieser Zeit sehr leistungsbereit sind und gleichzeitig aber auch wieder trächtig werden sollen. Damit das gelingt, ist es wichtig, dass sie auf gesunden Klauen stehen und nicht von Lahmheiten geplagt werden. Wie viele ihrer frischlaktierenden tatsächlich einer Klauenpflege unterzogen wurden, stellt die Kennzahl Anteil Kühe mit Klauenpflege in ersten 100 Tagen in Milch dar. Von KlauenexpertInnen aus Österreich und Deutschland wurde der Begriff „Alarmbefunde“ etabliert. Damit sind Klauenbefunde gemeint, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie dem Tier immer Schmerzen bereiten und sie als LandwirtIn umgehend reagieren sollten. Zu den Alarmbefunden zählen Weiße-Linie Abszesse (WLA), Zwischenklauenphlegmone (ZP), Klauengeschwüre (KG) (Sohlenspitzennekrose, Sohlenspitzengeschwür, Ballengeschwür, Sohlengeschwür), axiale Hornspalten (HSA), Schwellungen des Kronsaums und/oder des Ballens (SKB) sowie akute Mortellaro Erkrankungen (Dermatitis digitalis M2) und alle Mortellaro-infizierten Klauenhornerkrankungen. Dargestellt werden ihnen dazu die Kennzahlen Anteil Kühe mit Alarmbefund und Anteil Kühe mit Klauenpflege und Alarmbefund in 100 DIM (Tagen in Milch). Wünschenswert ist hier ein möglichst geringer Anteil. Die oberen 10% (TOP10%) der Betriebe schafften es im Jahr 2020 den Anteil an Kühen mit Alarmbefund auf unter 10% zu halten. Die ersten zwei Kennzahlen Anteil Kühe mit Abgang Klauen und Gliedmaßen und Anteil Kühe mit tierärztlicher Diagnose Klauen und Gliedmaßen, fassen die klauenbedingten Abgänge und tierärztlichen Diagnosen des ausgewählten Jahres zusammen.

In den nächsten drei Teilen des Benchmarkings sind wichtige Klauenbefunde aufgelistet.

Die einzelnen Klauenbefunde doppelte Sohle, dünne Sohle, Hornspalt, Limax, Klauengeschwüre, konkave Vorderwand (bzw. andere Stadien der Klauenrehe), Sohlenblutung und Weiße-Linie-Erkrankung sind unter der Kategorie Klauenhornerkrankungen zu finden. Diese Klauenbefunde sind häufig auf Überbelastung der Klauen oder Stoffwechselprobleme bzw. ein Zusammenspiel aus beiden Faktoren zurückzuführen. Wie häufig einer oder mehrere dieser Befunde auf ihrem Betrieb im ausgewählten Jahr aufgetreten sind, ist aus der Spalte „Betrieb“ zu entnehmen. Die farbliche Kennzeichnung in der Spalte gibt schon einen Hinweis, ob sie Verbesserungsbedarf haben (rot), im Mittelfeld liegen (blau) oder keine Probleme damit haben (grün). Zu den infektiös bedingten Klauenerkrankungen sind in der Ansicht die Klauenbefunde Ballenhornfäule, Dermatitis digitalis, Schwellung des Kronsaums/Ballens und Zwischenklauenphlegmone mit aufgenommen. Diese Klauenbefunde treten vermehrt bei unhygienischen Zuständen und Stress im Stall auf. Sauber- und trockenhalten der Liegeflächen und Laufgänge, Klauenbäder und Separieren von erkrankten Tieren kann hier unter anderem Abhilfe schaffen. Die letzten zwei Kennzahlen zeigen den Anteil an Kühen, die Deformationen der Klaue wie Rollklaue oder Scherenklaue aufwiesen. Diese Klauenbefunde sind überwiegend erblich bedingt. Tiere mit diesen Deformationen brauchen etwas häufiger (3 – 4-mal jährlich) eine Klauenpflege, damit keine schmerzhaften Klauenerkrankungen entstehen.

Das Benchmarking KlaueCheck wird ihnen im LKV Herdenmanager nur angezeigt, wenn sie die Klauenpflege ihrer Herde regelmäßig und vollständig dokumentieren, anderenfalls wären die Kennzahlen nicht aussagekräftig oder gar irreführend.

Einmal jährlich, zu Beginn des neuen Milchjahres, wird die Ansicht neu berechnet und die Kennzahlen für das vergangene Jahr bereitgestellt. Wie zu Beginn bereits erwähnt sind in der Spalte „Vergleichsgruppe“ die durchschnittlichen Häufigkeiten von validierten Klauenbefunden, die auf österreichischen Milchviehbetrieben (hauptsächlich Fleckvieh, Holstein und Braunvieh) dokumentiert wurden, zu finden. Im Jahr 2020 reichte die Schwankungsbreite von 0,7% bis 33,2% der Tiere, die von diesen verschiedenen Klauenerkrankungen betroffen waren. In der Gruppe der Klauenhornerkrankungen wurden Sohlenblutungen, Doppelsohlen, Weiße-Linie-Abszesse, Klauengeschwüre und konkave Vorderwand (und andere Stadien der Klauenrehe) im Durchschnitt bei 8,1% bis 18,1% der Rinder festgestellt. Infektiöse Klauenkrankheiten wurden mit einem mittleren Anteil von 0,8% für Zwischenklauenphlegmone und 33,2% für digitale Dermatitis (DD) ermittelt.

Das vorgestellte Benchmarking-System ermöglicht einen Vergleich der Klauengesundheit des eigenen Betriebes mit einer großen Anzahl anderer Milchviehbetriebe aus Österreich. KlaueCheck kann die Analyse des Verbesserungspotenzials für den eigenen Betrieb weiter unterstützen, LandwirtInnen zur Verbesserung des Tierwohls anregen und dazu beitragen, wirtschaftliche Verluste durch lahme Kühe mit Klauenerkrankungen zu minimieren.

DI Marlene Suntinger, Prof. Dr. Johann Kofler, Dr. Christa Egger-Danner

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