| Lukas Kalcher

D4Dairy: Forschung von der Praxis für die Praxis

Dank an die über 300 teilnehmenden Betriebe

Im Rahmen des Projektes D4Dairy wurden von den Landeskontrollverbänden und der RIN-DERZUCHT AUSTRIA in Kooperation mit der Dachorganisation Nachhaltige Tierhaltung Ös-terreich (NTÖ) Informationsveranstaltungen für Landwirte und Landwirtinnen organisiert, wel-che in Bergland (NÖ), Ansfelden (OÖ) und Online stattfanden. Zahlreiche interessierte Bau-ern und Bäuerinnen folgten der Einladung.

RZA / Kalcher, 2022
D4Dairy Infoveranstaltung in Bergland (NÖ)

„Grundlagenforschung ist Knochenarbeit und ein mühsames Herantasten an für die Praxis brauchbare Ergebnisse. Die Arbeitswelt am Bauernhof ist geprägt durch Marktdruck, Kostendruck und Arbeitsspitzen und daher sind wir sehr dankbar, dass es auf wissenschaftlicher Ebene Expert:innen gibt, die sich für die Weiterentwicklung der Rinderwirtschaft sowohl im technischen als auch im Bereich des Tierwohls für die heimischen Bäuerinnen und Bauern einsetzen. Mit über 300 teilnehmenden Betrieben und mehr als 40 Wirtschafts- bzw. Wissenschaftspartnern trägt D4Dairy dazu bei, die heimische Rinderzucht auch in Zukunft in bäuerlicher Hand zu erhalten. Das bedeutet, dass wir Bauern die Zukunft der Rinderzucht selbst gestalten und entscheiden können. Danke den Wissenschaftler:innen, den Mitarbeiter:innen sowie den teilnehmenden Landwirt:innen für die gute Zusammenarbeit und den Innovationsgeist im Sinne einer Weiterentwicklung der gesamten Rinderwirtschaft“, so Stefan Lindner, Obmann der RINDERZUCHT AUSTRIA in seinem Eingangsstatement.

„Wissenschaft schafft Wissen. Im Projekt D4Dairy wird genau das gemacht. Das Schaffen von Wissen ist die Basis für Weiterentwicklung und für die Rinderwirtschaft und Rinderzucht enorm wichtig, da diese mit hohen gesellschaftlichen Anforderungen konfrontiert ist“, so Leopold Buchegger, Obmann des NÖ Genetik Rinderzuchtverbandes.

Neue Technologien sind dabei, die Milchwirtschaft zu revolutionieren. Neben züchterischen Errungenschaften in der Genomik halten auch die Informations- und Kommunikationstechnologien (z.B. Internet of Things, Sensortechnik) Einzug in den modernen Kuhstall. Statt punktueller Messungen erfassen Sensoren in Echtzeit das Wohlbefinden der Tiere oder streamen aktuelle Stallbedingungen. Die großen Datenmengen, die durch das Monitoring anfallen („Big Data“), versprechen völlig neue Einsichten in die Tiergesundheit. Die Digitalisierung bedeutet eine große Chance, aber auch eine große Herausforderung für die bäuerliche Landwirtschaft.

RZA / Kalcher, 2022
Prof. Dr. Peter Klimek verdeutlicht das Potenzial der Anwendung von neuen Big Data-Methoden.

In diversen Vorträgen wurde von Fachreferent:innen aufgezeigt, wie die technologischen Entwicklungen in der bäuerlichen Landwirtschaft zusammenhängen und wie in D4Dairy diese Möglichkeiten zum Nutzen für die Bauern und Bäuerinnen und die gesamte Branche eingesetzt werden können.

Dr. Christa Egger-Danner, Konsortialleiterin von D4Dairy und Dr. Kristina Linke von der ZuchtData EDV-Dienstleistungen GmbH gaben einen Überblick über das Projekt. Prof. Dr. Peter Klimek, Wissenschaftler des Jahres 2021 und Caspar Matzhold vom Complexity Science Hub und der Medizinischen Universität Wien beleuchteten das Potenzial der Anwendung von neuen Big Data-Methoden am umfangreichen Datensatz der Rinderwirtschaft für die Früherkennung und Ausarbeitung von Vorsorgemodellen für Erkrankungen. „Ich glaube es gibt keine andere Spezies, außer dem Rind, wo es so viele verschiedene Daten gibt. Ich sehe großes Potenzial für die Zukunft, dass man aus der Digitalisierung und der Zusammenführung all dieser Daten noch mehr herausholen und betriebsspezifische Hilfestellungen in Bezug auf die Früherkennung und Prävention von Tierkrankheiten bieten kann“, betont Klimek. Ziel des Projektes ist die bestmögliche Vernetzung von Daten aus der Milchviehhaltung unterschiedlichen Ursprungs, sowie der Aufbau einer optimierten digitalen Unterstützung des Managements für Milchviehbetriebe. Durch die Datenvernetzung sollen mit fortgeschrittenen Auswertemethoden bessere praxisrelevante Informationen für die Gesundheitsvorsorge aber auch für die Zucht geschaffen werden.

Über die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes durch zielgerichtetes Trockenstellen informierten Tierarzt Dr. Walter Obritzhauser und Dr. Clair Firth von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Ziele sind die Entwicklung einer auf einzelbetriebliche Verhältnisse abgestimmten Trockenstell-Strategie, die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes ohne Beeinträchtigung der Eutergesundheit, sowie die Entwicklung eines „Decision Support Tools“ zur betriebsspezifischen Umsetzung der Trockenstellstrategie. Friedrich Naderlinger, Masterstudent der Universität für Bodenkultur Wien veranschaulichte, welche Auswirkungen die Umstellung auf automatische Melksysteme (AMS) für Betriebe hat. Dr. Katharina Schodl der Universität für Bodenkultur Wien/ZuchtData und Mag.med.vet. Lena Lemmens der Veterinärmedizinischen Universität Wien präsentierten, wie Sensordaten zur Krankheitserkennung genutzt werden können. DI Lisa Maria Rienesl, Doktorandin der Universität für Bodenkultur Wien erläuterte den Nutzen des Infrarot-Spektrums der Milch zur Vorhersage des Gesundheits- und Stoffwechselzustandes von Milchkühen, welcher die Zusammensetzung der Milch beeinflusst. Bei der MIR-Methode werden Milchinhaltsstoffe wie Fett, Eiweiß, Harnstoff und Laktose quantifiziert. Rienesl betont, dass MIR viel kann, aber nicht alles. Es steckt sehr viel hinter den MIR-Spektren und man kann sehr viel daraus ableiten, die Technologie hat aber trotzdem ihre Grenzen.

Verleihung von Hoftafeln an die innovativen D4Dairy Projektbetriebe

„D4Dairy bietet die Chance, dass Praxis, Wissenschaft und Beratung gemeinsam an Weiterentwicklungen in der Rinderwirtschaft arbeiten können. Voraussetzung dafür war die Teilnahme von innovativen D4Dairy Pilotbetrieben, durch die ein einzigartiger Datensatz generiert werden konnte. Dieser ermöglicht nun die Bearbeitung wichtiger Fragestellungen und Weiterentwicklungen“, betont Lindner. „Der Nutzen wird weit über das Projekt hinausgehen. Bis man zu praxistauglichen Anwendungen kommt, benötigt es Zeit. Es wird also noch ein längerer Prozess werden.“

Als Dank für die gute Zusammenarbeit und als Zeichen der Wertschätzung für das entgegengebrachte Engagement wurden den mitwirkenden Betrieben – im Rahmen der D4Dairy Informationsveranstaltungen – personalisierte Hoftafeln verliehen.

Zurück