Kuhzahlen in der Fleischleistungskontrolle rückläufig
Die Entwicklung in der österreichischen Mutterkuhhaltung zeigte sich 2021 auch in der Fleischleistungskontrolle: Die Zahl der Herdebuchkühe nahm um über 500 Kühe (-2 %) ab und auch die Zahl der Betriebe ist erstmals seit mehreren Jahren zurückgegangen ( -1,5 %). Damit betreuten die Zuchtverbände im letzten Jahr 2.755 Betriebe, die 25.255 Herdebuchkühe hielten. Mit einem Anteil von 21% stellen die Murbodner vor Fleckvieh (15 %) und Pinzgauer den größten Rasseblock unter den Herdebuchkühen. Dahinter folgen mit Charolais und Angus zwei intensive, spezielle Fleischrinderrassen.
Auch 2021 setzte sich der Trend, dass die Kühe in der Fleischleistungsprüfung immer älter werden, fort. Das Durchschnittsalter lag bei 7,16 Jahren. 37 % der Kühe haben zumindest fünf Abkalbungen. Die Zwischenkalbezeit lag bei 402 Tagen und hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verbessert. Die Abkalbequote lag bei 78 % und damit leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil der Normalgeburten lag letztes Jahr bei 96 % und damit um 0,3 % minimal unter dem Wert des Vorjahres. Die Totgeburtenrate betrug 5,6 % und war damit 0,9 % höher als im Vorjahr.
Jedes Jahr ein abgesetztes Kalb ist das Herzstück erfolgreicher Mutterkuhhaltung – dies war auch das Thema in dem Mutterkuh-Schwerpunkt der Webinarreihe zu Stoffwechsel und Kälbergesundheit am 2. März 2022.
Über 62.200 Wiegungen wurden 2021 durchgeführt und damit um 3.000 mehr als 2020. Während die Fleischleistungsprüfung 2020 aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht in vollem Umfang durchgeführt werden konnte, gab es letztes Jahr hier keine so deutlichen Auswirkungen. Die Durchschnittsgewichte über alle Rassen lagen 2021 über denen des Vorjahres.
1.100 Stiere 20 verschiedener Rassen wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zuchtverbände bewertet – um 140 mehr als 2021. Die Aufzucht von Stieren, die später über den Natursprung oder die künstliche Besamung sowohl auf Milch- als auch Mutterkuhbetrieben zur Gebrauchskreuzung eingesetzt werden, ist ein wichtiger Beitrag der Fleischrinderzuchtbetriebe zur Qualitätsrindfleischproduktion.
Stefan Lindner
Obmann RINDERZUCHT AUSTRIA
Vor drei Jahren hat sich die Fleischrinder Austria entschieden, ihre Agenden in die RINDERZUCHT AUSTRIA einzugliedern und in das Haus der Tierzucht zu ziehen. Eines unserer Ziele war, die Fleischrinderzuchtbetriebe durch die Synergien noch besser zu unterstützen. In einigen Bereichen ist uns das bereits gelungen. In unseren Fortbildungen gibt es eigene Angebote für Fleischrinder- und Mutterkuhbetriebe. Mit dem Herdebuch Austria haben wir gemeinsam mit den Zuchtverbänden eine Möglichkeit geschaffen, dass Betriebe ihren Tierbestand mit allen Leistungsdaten online präsentieren können. Auch beim nächsten großen Schritt, der Umstellung auf die Abstammungssicherung mit SNP-Typisierung, werden wir die Zuchtbetriebe unterstützen. Die Nutzung neuer Technologien ist wichtig für die Weiterentwicklung der Rinderzucht. Aber unsere bewährten Systeme der Leistungsprüfung - egal ob es die Wiegungen in der Fleischleistungsprüfung, die Milchleistungsprüfung oder die Exterieurbewertungen sind - sind ein unverzichtbares Fundament in unserer täglichen Zuchtarbeit. Diese Leistungsdaten sind wichtige Werkzeuge, um die Effizienz und die Tiergesundheit unserer Tiere beurteilen und verbessern zu können. Auch wenn die Ergebnisse der Fleischleistungskontrolle 2021 in vielen Bereichen erfreulich sind, ist die Tatsache, dass sowohl die Zahl der Zuchtbetriebe, als auch die Zahl der Herdebuchkühe zurückgegangen ist, alarmierend. In diesem Bewusstsein müssen wir auch das Qualitätssicherungsprogramm Qplus-Kuh im Sinne der Fleischrinderzucht weiterentwickeln, um die Betriebe in ihrer Zuchtarbeit zu unterstützen.
Johanna Schachinger
Obmann-Stv:in Fleischrinder Austria
Seit über 30 Jahren werden auf unserem Betrieb Fleischrinder gezüchtet. Die Mutterkuhhaltung und Fleischrinderzucht begleiten mich seit meiner frühesten Kindheit. Heute kann ich nicht nur auf viele Erlebnisse, wie der ersten Bundesfleischrinderschau in der Steiermark oder den ersten genetisch hornlosen Kälbern, die auf unserem Betrieb geboren wurden, zurückblicken. Auch die Entwicklung unserer Herde kann ich bis in die ersten Jahre zurückverfolgen. Möglich ist das, weil wir als Fleischrinderzüchter seit Jahren konsequent die Leistungsprüfung umsetzen. Jedes Kalb wird nach der Geburt gewogen, jeder Kalbeverlauf aufgezeichnet und zumindest zweimal jährlich werden alle Jungrinder am Betrieb gewogen. Zusätzlich erfasse ich andere geburtsnahe Beobachtungen und auch bei der Brunstbeobachtung setze ich wie viele Betriebe auf digitale Aufzeichnungen, die unter anderem über den LKV-Herdenmanager möglich sind. So können wir aus jedem Jahrgang die besten Tiere auswählen und sowohl Mutterkuhbetriebe als auch Milchviehbetriebe können auf die beste österreichische Genetik zurückgreifen. Die gesamte Rinderwirtschaft profitiert so von den leistungsgeprüften Fleischrindern. Daher ist es mir als Vertreterin der Fleischrinderzüchter auch ein Anliegen, dass die Betriebe bei der Durchführung der Fleischleistungsprüfung unterstützt werden.